Eigentlich mag ich Festivals gar nicht besonders – jedenfalls nicht die Open-Air-Varianten im Sommer. Ich finde campen unbequem, vermisse seriöse Duschen und Toiletten und stehe auch nicht auf das Gedrängel in der Masse vor den Bühnen. Beim Iceland Airwaves ist das zum Glück alles anders, aber das hatte ich so ja auch erwartet. Wir übernachten in einer kleinen Wohnung mit Bad und Küche (wo gerade der Kaffee läuft, während ich tippe). Die Konzerte verteilen sich auf eine Menge offizieller und nicht-offizieller Veranstaltungsorte – von der Buchhandlung über Cafés und Clubs bis zum großen Konzerthaus Harpa. Eng ist es da zwar auch, der Platz reicht aber immer, um sich einigermaßen bewegen zu können. Und schließlich sind die Besucher extrem entspannt. Das gilt auch für die Musiker, von denen viele beim Iceland Airwaves ein Heimspiel haben. So zum Beispiel die Elektro-Singer-Songwriterin Sóley, die auch bei der Band Seabear Gitarre und Keyboard spielt. Sóley entschuldigte sich für den verspäteten Auftritt im The Laudromat Cafe damit, dass sie erst noch auf ihren Freund warten musste, damit er auf den Nachwuchs aufpasst.
Bevor es heute wieder zu den Gigs geht, steht gleich noch ein Besuch im aus der Zeit gefallenen Schwimmbad um die Ecke an. Hier drehe ich erst ein paar Bahnen und sitze dann im Außenbecken mit um die 40-Grad-warmem Wasser. Vorher ist aber ausgiebige Körperreinigung Pflicht, der korrekte Vorgang wird in der Sammeldusche sehr detailliert erläutert. Hingewiesen wird der Schwimmer auch darauf, den Weg von der Dusche zum Umkleideraum möglichst trocken anzutreten. Mit Erfolg! Denn so Socken-freundliche Umkleideraum-Böden habe ich noch nie gesehen. Wozu auch beiträgt, dass die Schuhe im Flur an- und ausgezogen werden.
Jetzt nur noch schnell meine drei Lieblingsbeobachtungen bislang: Viele Autos haben Reifen mit Spikes aufgezogen. Das erzeugt beim Fahren ein sehr schönes Geräusch, das bei mir ein gemütliches Winterlichkeitsgefühl auslöst. Die Dutt-Dichte ist wahnsinnig hoch. Und zwar bei Frauen und bei Männern. Und der Island-Pulli ist nicht nur bei Touristen als Souvenir beliebt, sondern ein gerne und viel getragenes Alltagskleidungsstück.